Hundeerziehung – so geht es richtig
Hundeerziehung – keine Angst vor der Leine!
Im Eiltempo saust Bello nach vorn. Er möchte zum Park, wo er immer mit seinen Kumpels toben kann. Am Ende der Strippe hängt sein Herrchen, der sichtlich Mühe hat Schritt zu halten. Verärgert bleibt dieser stehen und ruft ihn zu sich. Bello ist enttäuscht! Er trabt brav neben seinem Lieblingsmenschen, doch der Weg führt nicht mehr in den Park, sondern wieder nach Hause. „Habe ich etwas falsch gemacht?“, denkt Bello. Am liebsten würde er sich in die große Pfütze im Garten setzen und nicht mehr aufstehen. „Okay, heute war Herrchen der Sieger, aber morgen ist auch noch ein Tag“! Der junge Welpe muss noch viel lernen!
Hundeerziehung – Vorraussetzung Grundkommandos
Hunde sind intelligente Wesen, die ihr Wissen blitzschnell in die Praxis umsetzen. Dabei versuchen sie oftmals, das Erlernte zum eigenen Vorteil zu nutzen. Ein Leckerli hier, plötzlicher Sprint, sofortiger Stopp zwecks Schnüffeln am Straßenrand – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Aber: Wer ist der Boss und wer muss sich unterordnen? Sind diese Fragen nicht geklärt, steht das friedliche Miteinander auf der Kippe.
Speziell frisch gebackene Hundehalter fragen sich oftmals, welche Erziehungsschwerpunkte erforderlich sind. An dieser Stelle zählt besonders der Hinweis auf die Grundkommandos, die sozusagen die Basis der weiteren Arbeit mit dem Hund bilden. Sobald der kleine Racker die wichtigsten Kommandos beherrscht, kann das Hundetraining beginnen.
Zuerst sollte der kleine Vierbeiner seinen Namen kennen, auf ihn hören und auch zuordnen können. Der Name erklingt immer, sobald Sie ihn rufen, das Futter geben, sich mit ihm beschäftigen oder ihn loben. Dadurch begreift er schnell, wer gemeint ist und an wen die nachfolgenden Grundkommandos gerichtet sind.
Kommando „Sitz“
Bei diesem Kommando steht sein Spieldrang voll im Mittelpunkt, was ihm sicherlich die größte Freude bereitet. Sie werfen den Ball, sein Lieblingsspielzeug oder ein Stöckchen weit ins Gelände, lassen ihn toben und loben ihn nur kurz, sobald er die Gegenstände apportiert. Er wartet gespannt auf den nächsten Wurf. Versuchen Sie nun, das Spielzeug über seinen Kopf zu halten, sodass er nicht hinkommt. Da er den Gegenstand unbedingt haben möchte, setzt er sich hin. Dadurch hat er das Spielzeug besser im Blickfeld. Mit dem Kommando „Sitz“ ist die erste Hürde geschafft. Neben dem Lob kann jetzt auch ein Streicheln die Handlung untermauern. Sollte der Vierbeiner allerdings zum Sprung ansetzen, wird der Höhenabstand zwischen Ihnen und dem Tier einfach verringert.
Kommando „Platz“
Dieses Kommando besagt nicht nur, dass der Hund an einer bestimmten Stelle „Platz“ nimmt. Vielmehr dient es auch als Hilfsmittel zur Unterbindung von unerwünschtem Verhalten. Gleichfalls bedeutet das Wort „Platz“, dass sich der Hund ohne Kriechen oder Wälzen sofort hinlegt. Selbst Bellen oder Jaulen sollten unterbleiben.
Von Vorteil ist das Erlernen dieses Kommandos möglichst an einem ruhigen Ort, an dem Ihr kleiner Liebling keinerlei Ablenkung vorfindet. Mit der Hundestrippe in der linken und einem Leckerli in der rechten Hand gehen Sie einige Schritte. Sie lassen nun den Hund linksseitig sitzen und nehmen die Grundstellung (Hocke) ein. Das Leckerli führen Sie langsam an seiner Nase vorbei und legen es am Boden ab. Gleichzeitig ertönt durch Sie das Kommando „Platz“. Um an das Leckerli zu kommen, wird sich der Hund sofort hinlegen. Sobald er mit Oberkörper und Hinterteil den Boden berührt, schieben Sie ihm das Leckerli zu. Das Ziel ist erreicht und er kann den schmackhaften „Lohn“ endlich genießen. Ein ausgiebiges Lob erfolgt durch Streicheln über den Rücken, was den Erfolg für den Vierbeiner noch intensiver festigt. Mit dem Hörlaut „Sitz“ darf der Hund wieder aufstehen.
Kommando „Bleib“
Wenn der Hund vor dem Laden auf Sie warten soll, ist das Bleib-Kommando angebracht. In Kombination mit den schon erlernten Grundkommandos „Sitz“ und „Platz“ lässt sich dieses einfach einbinden. Der vor Ihnen sitzende Hund wird neben „Sitz“ und „Platz“ den Befehl „Bleib“ erhalten. Sie entfernen sich für einen kurzen Moment und kehren sofort zu ihm zurück. Nach mehrmaligen Wiederholungen beherrscht er auch dieses Wort und Sie können den Zeitraum individuell verlängern.
Kommandos „Nein“ und „Aus“
„Nein“ und „Aus“ sind sehr wichtige Grundkommandos, die nicht erst im Notfall gelehrt oder ausprobiert werden sollten. Ein „Nein“ bedeutet für den Vierbeiner, dass sein momentanes Verhalten unerwünscht ist oder er sein Vorhaben besser gar nicht erst in Angriff nehmen soll. Dieses Kommando ist in der Hundeerziehung unerlässlich, denn es dient dem Hund zur Absteckung seiner Grenzen.
Der Befehl „Aus“ kommt immer dann zum Tragen, wenn der vierbeinige Geselle einen Gegenstand im Maul trägt, den er aus Gefahrengründen (Giftköder) ablegen soll.
Das Lob darf nie fehlen!
Nach jeder Übung sollten Sie Ihren Liebling ausgiebig loben. Die lobenden Worte“Fein gemacht“ oder „Prima“ signalisieren ihm, dass alles korrekt war und er Ihnen somit gefallen konnte. Im Nachhinein gestalten sich die Übungseinheiten auch für Sie umso entspannter.
Schritt für Schritt an die Hundeleine
Nachdem die Grundkommandos sitzen, kann das Training zur Leinenführung starten. Lassen Sie den kleinen Kerl vor Beginn noch ausgiebig toben. So ist er ausgepowert und kann sich besser auf die nächste Etappe konzentrieren. Schon der kleine Leckerbissen, den Sie aus der Tasche zaubern, wirkt Wunder! Während der Vierbeiner voller Freude kaut, können Sie ihn in Ruhe anleinen. Das Leckerli lenkt den Vierbeiner ab und er verbindet dadurch das Anleinen mit einem positiven Effekt.
Sobald der kleine Welpe losmarschiert, achten Sie stets auf seine Leine. Sie muss locker durchhängen, damit er nicht durch einen zu festen Zug erschrickt. Noch darf der Kleine das Tempo angeben, um sich an das Prozedere zu gewöhnen. Sprechen Sie mit ihm, damit er sich auf Sie konzentrieren kann. Weigert er sich jedoch, weiter zu laufen, bleiben Sie auch stehen. Ein Leckerbissen hilft meist noch paar Schritte weiter.
Handelt es sich um einen forschen Burschen, der sofort losstürmt, rufen Sie ihn beim Namen oder geben ein entsprechendes Kommando, sodass er seine Aufmerksamkeit wieder auf Sie lenkt. Sie drehen sich und laufen sofort in eine andere Richtung. Sicherlich stürmt er abermals nach vorn. Er wird jedoch nicht weit kommen, da Sie dem Drängen nicht nachgeben, sondern den Vorgang solange wiederholen, bis er die Sache gecheckt hat. Er merkt schnell, dass ihn diese Attacken nicht voranbringen. Der liebe Kleine marschiert bald – wie erwartet – brav neben Ihnen. An dieser Stelle sollten Sie ihn sofort mit Bravour loben, damit er begreift, dass nur dieser Weg zum Ziel führt.
Wie handeln bei Spieltrieb?
Man kann toben, um die Wette laufen, verschiedene Sportarten wie Agility, Dogdancing oder Obedience ausprobieren – doch das Hündchen findet kein Ende. Im Gegenteil! Während Frauchen und Herrchen unbedingt eine Pause einfordern, jagt Wuffi währenddessen die kleine Fliege auf dem gelben Blütenblatt durch`s Wohnzimmer.
Mitunter kommt es vor, dass der kleine Wilde nicht müde wird. Er beherrscht zwar die Grundkommandos, doch sobald er Katze oder Hund auf der anderen Straßenseite erblickt, vergisst er alle Regeln und will nur noch spielen. Der Spieltrieb tritt nicht nur bei Welpen, sondern auch bei pubertierenden Junghunden stark in den Vordergrund.
Wahrscheinlich konnte der süße Matz mit dem drolligen Blick so manchen „Erziehungsberechtigten“ um den Finger wickeln. Er führte das Kommando aus, bekam ein Leckerli und konnte anschließend doch wieder machen, was er wollte. Hier blieb die Konsequenz auf der Strecke! Im Zweifelsfall wird sich der Vierbeiner immer für die wichtigeren Dinge des Lebens entscheiden – nämlich Katze oder Hund! Bei diesen Verhaltensweisen ist es wichtig, dass Sie zunächst Ihren kompletten Alltag überprüfen. Wer erfüllt wann wessen Wünsche? Die Lösung ist oftmals sehr simpel. Mitunter sind es nur Gesten, die einen unbewusst zum sogenannten „falschen“ Verhalten leiten. Stellt man die eigenen Umgangsweisen ab, wird sich der kleine Strolch sicherlich auch ganz anders verhalten.
Gassigang mit oder ohne Geschirr?
Die beste Variante ist freilich, den Vierbeiner möglichst selten anzuleinen, damit er sich frei bewegen kann. Das ist leider nicht jederzeit und überall möglich. In Deutschland gibt es rechtskräftige Regelungen zum Halten von Hunden, die die Leinenpflicht oder auch den Leinenzwang vorsehen. Diese werden wiederum von Kommunen, Städten und Ländern selbst erstellt. Generell gilt es, den Hund noch vor einem Gebiet mit Leinenpflicht und nicht erst in dessen Raum anzuleinen.
Manche Gemeinden und Städte legen den Leinenzwang nur für alle öffentlichen Grünflächen und Parks fest. Trotzdem wurden vielerorts entsprechende Auslaufflächen eingerichtet, sodass dem Vierbeiner auch innerhalb des Territoriums von öffentlichen Grünflächen eine artgerechte Bewegung möglich ist. Sie können sich dort austoben und ohne Hundestrippe umherlaufen. Erkundigen Sie sich hierzu noch vor Anschaffung des Tieres bei den jeweiligen Behörden!
Und noch etwas!
Je nach Intelligenz, Wesen und Rasse des Hundes sowie der Hingabe und Ausdauer des Halters kann der treueste Freund des Menschen zahlreiche weitere Tricks erlernen. Ob der Vierbeiner Pfötchen gibt, über Hindernisse springt, Slalom läuft oder sogar das Spielzeug mit Artgenossen teilt, hängt in starkem Maße vom jeweiligen Belohnungsprinzip ab. Ständiges Üben mit kurzen, gleichbleibenden Kommandos, einigen Leckerlis oder auch andere Strategien bringen meist den gewünschten Erfolg.
Ganz wichtig sind jedoch ein liebevoller Umgang und viel Geduld. Hunde sind äußerst sensible Wesen, die Ihren Menschen und Ihre Familienmeute von Grund auf vertrauen, sie lieben und im Notfall auch sofort verteidigen. Nicht umsonst werden die treuen Gesellen im Rettungswesen, als Suchhunde bei Katastrophen, als Spezialhunde bei der Polizei oder speziell als Therapiehunde eingesetzt.
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